Geschichte, Denkmäler und Ehrungen
Die Geschichte der Stadt Vreden geht etwa bis auf 10.000 Jahre vor Christus zurück, wo Befunde auf Jäger- und Sammlergruppen hinweisen. Die Stadt und das Stadtbild haben sich in den Jahren stark verändert und weiterentwickelt - bis sie schlussendlich zum dem Vreden geworden sind, das wir heute kennen.
Im Folgenden finden Sie mehr über die Geschichte der Stadt und der Burg.
Geschichtlicher Überblick
Frethenna, Vrethen, Frehde, Vredena, Vreede, Vreeden, vielfältig und im Kern trotzdem konstant präsentiert sich die Namensgebung der heutigen Stadt Vreden im Laufe der Jahrhunderte. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in den Xantener Annalen des Jahres 839.
VOR- und FRÜHGESCHICHTE
10.000 - 9.000 v. Chr.:
Bodenfunde weisen auf Jäger- und Sammlergruppen am Rande des Zwillbrocker Venns während der Altsteinzeit hin.
500 - 300 v. Chr.
Ausgrabungen an der Stadtlohner Straße belegen Siedlungen der älteren und mittleren vorrömischen Eisenzeit.
GESCHICHTE
Jahr 839
Die Xantener Annalen erwähnen unter den herausragenden Ereignissen des Jahres 839, daß die Reliquien der heiligen Felicissimus und Agapitus sowie der heiligen Felicitas nach Vreden übertragen worden sind. Offensichtlich ist dies der Abschluß der Gründung des Stiftes Vreden durch einen Grafen Walbert, der hier seine Begräbnisstätte erhält und in die Nähe der widukindschen Familie einzuordnen ist.
Jahr 1024
Der neu gewählte König Konrad II. wird auf seinem Königsumritt von den Äbtissinnen Adelheid von Vreden und Sophia von Essen, Töchtern Kaiser Ottos II. und Schwestern des verstorbenen Kaisers Otto III. im "Frethenna praeclara" (im berühmten Vreden) herzlich empfangen.
1085-1100
Errichtung der heutigen Stiftskirche unter Erzbischof Liemar von Bremen, dem Kaiser Heinrich IV. 1085 das reichsunmittelbare Stift Vreden geschenkt hat.
Jahr 1252
Der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster verpflichten sich, Vreden als Stadt auszubauen und zu befestigen. Das Stadtsiegel mit den Apostelfürsten Petrus -für Köln- und Paulus -für Münster- sowie dem Kölner Kreuz und dem münsterischen Balken erinnern daran.
Jahr 1389
Der Bischof von Münster errichtet im Norden der Stadt eine Burg.
Jahr 1489
Der Vredener Schmiedemeister Gerhard Bulsinck schafft - vielleicht im Auftrag der Webergilde - für die Georgskirche den herrlichen Marienleuchter, der sich heute in der Stiftskirche befindet.
um 1520
Die Vredener Bürgerschaft gibt in Antwerpen den prächtigen Flügelaltar der Georgskirche in Auftrag.
Jahr 1619
Die Äbtissin Agnes von Limburg-Stirum schenkt der Stiftskirche das prächtige Hungertuch, das sich heute hinten in der Stiftskirche befindet.
Weihnachten 1651
Der Pater Georg Philippi vom Bocholter Minoritenkloster feiert für die bedrängten niederländischen Katholiken unter freiem Himmel eine Mitternachtsmette. Es ist die Geburtsstunde von Kloster und Kirche Zwillbrock, das 1670 ein selbständiger Konvent mit einem Guardian an der Spitze wird.
Jahr 1677
Gründung des Gymnasiums Georgianum durch die Franziskaner-Observanten, seit der Mitte des 18. Jh. mit einem scholastisch-philosophischen Kurs versehen, nach 1815 zum Progymnasium herabgestuft, seit 1965 wieder Vollgymnasium.
Jahr 1699
Errichtung eines barocken Herrenhauses (heute Rathaus der Stadt Vreden) an der Stelle der verfallenen fürstbischöflichen Burg.
Jahr 1808
Die Vredener Judengemeinde errichtet eine Synagoge.
Jahr 1811
Vreden kommt laut französischem Senatsbeschluss vom 13.12.1810 mit dem Fürstentum Salm an das Kaiserreich Frankreich. Verwaltungsmäßig zählt Vreden zum Kanton Ahaus, dieser zum Arrondissement Steinfurt, das Teil des Lippe-Departements mit der Hauptstadt Münster ist. Die Folge davon ist: Endgültige Aufhebung der Klöster und der Gilden, Emanzipation der Juden, Einführung der metrischen Maße und der französischen Währung.
Ein verheerender Großbrand vernichtet im August den größten Teil der Stadt.
Jahr 1815
Entsprechend den Beschlüssen des Wiener Kongresses kommt Vreden an das Königreich Preußen. Es werden die Provinz Westfalen, der Regierungsbezirk Münster und der Kreis Ahaus gebildet.
Jahr 1828
Gründung der Vredener Lederfabrik. Sie war bis 1983 der älteste Industriebetrieb der Stadt.
Jahr 1841
Gründung der Vredener Sparkasse.
Jahr 1854
Gründung des Vredener Krankenhauses im ehemaligen Abteigebäude, erstes Krankenhaus im damaligen Kreis Ahaus.
Jahr 1857
Erneut vernichtet eine verheerende Brandkatastrophe einen großen Teil der Stadt und wirft sie in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück.
Jahr 1890
Einstellung der Berkel-Schiffahrt.
Jahr 1896
Die alte Abteimühle wird in ein Elektrizitätswerk umgewandelt, um Leucht- und Kraftstrom zu erzeugen.
Jahr 1902
Mit der Eröffnung der Westfälischen Nordbahn erhält Vreden einen Bahnanschluss.
Jahr 1937
Bischof Clemens August von Galen hält am 17. November eine seiner berühmten Predigten gegen die nationalsozialistische Weltanschauung in Vreden.
Jahr 1938
Verwüstung der jüdischen Synagoge.
Jahr 1945
21. März: Bombardements zerstören 40 % des Stadtkerns. Über 200 Tote sind zu beklagen. 31. März: Einmarsch britischer Truppen in Vreden.
Jahr 1952
Vreden feiert das 700jährige Stadtjubiläum, gleichsam als Zeichen, dass die Stadt wieder aus den Trümmern ersteht.
Jahr 1969
Im Rahmen der kommunalen Neuordnung in NRW schließen sich die Stadt Vreden und die Gemeinde Ammeloe zur neuen Stadt Vreden zusammen.
Verlegung des St. Marien-Hospitals in den Neubau in Vreden-Köckelwick
70er und 80er Jahre
Bemerkenswerte Diversifizierung der Vredener Industrie. Branchen der Medienindustrie sowie der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau bieten die meisten Arbeitsplätze an.
Jahr 1972
Die ersten Unternehmen siedeln sich im Industriegebiet Gaxel an.
Jahre 1977/78
Studenten der Folkwangschule Essen schaffen während eines Künstlersymposiums in Vreden sieben Skulpturen, die anschließend in der Stadt aufgestellt werden.
Jahr 1983
Errichtung der Rosenkranzstationen am Ellewicker Diek, die auf einer fast dreihundertjährigen Tradition beruhen. Die Stationsbilder schafft die Töpfermeisterin Miriam Cappel.
Jahr 1989
Kirchengemeinde und Stadt feiern 1150 Jahre Ersterwähnung Vredens. An das Festjahr erinnert der Kreuzgarten zwischen Stiftskirche und Stadtgraben, dessen Stationsbilder der Künstler Josef Baron schafft.
Jahr 1990
Städtepartnerschaft mit Elsterwerda in Brandenburg.
Jahr 1993
Die Grenzkontrollen entfallen ab dem 1. Januar. Die drei Grenzämter in Gaxel, Zwillbrock und Oldenkott sind nicht mehr besetzt.
Jahr 1999
Ende der kommunalen Doppelspitze mit ehrenamtlichem Bürgermeister und hauptamtlichem Stadtdirektor. Wahl am 12. September von Hermann Pennekamp zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Vreden.
Jahr 2002
Am 12. Juli 2002 begannen die Festwochen anlässlich des 750jährigen Stadtjubiläums
Jahr 2004
Mit dem Willen sich gemeinsam für Vreden und für die Menschen in Vreden zu engagieren, trafen sich am 12.12.2004 zwölf Vredenerinnen und Vredener um die Bürgerstiftung Vreden zu gründen.
Jahr 2005
Zahlreiche Vredener Unternehmen stellten sich bei der ersten Vredener Wirtschaftsschau „Aufwind“ am 16./17. April 2005 vor.
Am 25.11.2005 sorgte extremer Schneefall in Verbindung mit einer besonderen Wetterlage in Vreden und weiteren anderen Städten für das sogenannte „Münsterländer Schneechaos“. Bäume, Sträucher und zahlreiche Hochspannungsmasten knickten aufgrund der Schneelast um und führten zum Teil zum mehrere Tage andauernden Stromausfall.
Jahr 2007
Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses an der Wüllener Straße wird am 09.09.2007 feierlich eingeweiht. Die Freiwillige Feuerwehr Vreden feiert am 14.09.2007 ihr 100jähriges Jubiläum.
Der Neubau des Hallenbades 23.09.2007 konnte das neue Hallenbad nach langjähriger Planungsphase feierlich eröffnet werden.
Am 09.09.2007 fusionierten die sieben Kirchengemeinden Vredens zur neuen Pfarrgemeinde St. Georg
Jahr 2010
Seit November 2010 erfüllt Vreden als erste Stadt im Münsterland alle Kriterien, die der gemeinnützige Verein TransFair als Ausrichter der Kampagne Fairtrade-Towns voraussetzt.
Jahr 2012
Vreden erhält den European Engergy Award (EEA). 2015 erhält die Stadt Vreden den Preis in Gold und die Rezertifizierung EEA Gold in 2021
Jahr 2017
Das kult – Kultur und lebendige Tradition Westmünsterland wird am 13.07.2017 offiziell eröffnet. Unter einem Dach vereint es ein Museum, die Historischen Archive des Kreises Borken und der Stadt Vreden, einen Forschungsbereich sowie die Kultur- und Heimatpflege des Kreises.
Jahr 2019
Auf dem Gelände der ehemaligen St. Georg-Hauptschule wird der JugendCampus eröffnet. Dort wird von Trendsporthalle bis JugendCafé ein vielfältiges Angebot für unterschiedliche Interessen und Altersgruppen angeboten.
Ein besonderer Dank gilt dem Heimat- und Altertumsverein der Vredener Lande aus dessen Buchreihe „Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde“ viele der oben genannten Informationen stammen.
Die Vredener Burg ist eins der im Zeitalter des Barocks erbauten Gebäude in Vreden.
Sie ist ein altes Herrenhaus, das 1596 laut dem damaligen Bürgermeister vom Verfall bedroht war. 1607 und 1608 erkundigte sich Kurfürst Ernst von Bayern (Bischof von Münster und Erzbischof von Köln) mehrfach nach "unserm Haus und Schloss in Vreden". Zu der Zeit sah die Burg allerdings entsprechend verfallen aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde schon lange keine Hofhaltung betrieben, nur zwischenzeitlich ein paar Pferde untergestellt.
Die Zeichnung unter diesem Text beigelegt zum Bericht von dem Ahauser Richter Conrad Volbier am 18. August 1608 über den Zustand der Vredener Burg.
Die Vredener Burg war von zwei Gräben "binnen grave negest der veltseit" und "baußen grave negst den velde" (= Außengraben) umgeben. zwischen diesen beiden Gräften lag der Buten- oder Außenwall. Auch in Richtug der Stadt war die Burg von einem Graben umgeben, dem "grave binnen der Stat", den man auf einem kleinen Damm überqueren konnte. Von der Stadtseite - heute etwa in Höhe der zum Rathaus gehörenden Garagen - gelangte man durch die "Porta intrandi ex civiatis" (= Eingangstor aus der Stadt) auf diesen kleinen Damm und erreichte hierüber die "altera porta", die zweite oder andere Pforte. Über diesem Tor befand sich ursprünglich das fürstliche Gemach mit einem Umfang von 26 mal 22 Fuß, das 1608 aber völlig verfallen war und von dem nur noch zwei Fensterhöhlen im Mauerwerk zu erkennen sind.
Eine zweite Toranlage führte im Norden aus der Burg - Mitte der rechten Burgseite - hinaus ins Feld, deren Überreste 1970 (Freilegung der Überreste der zweiten Toranlage) freigelegt werden konnten. "Vestigia pontis antiquae" - Spuren einer alten Brücke - sind auf der Abbildung als Pfeilerreste im Binnengraben deutlich erkennbar. Oben links im Bild ist der "große vierkanter Toren" zu sehen, dessen Maße in der Beschreibung mit 24 mal 24 Fuß (= ca. 8m mal 8 m) angegeben werden. Seine Fundamente liegen heute unter der Alstätter Straße neben dem jetzigen Rathaus. Der Turm hatte 1608 offensichtlich von seiner ursprünglichen Höhe schon einiges eingebüßt und wurde von einem zerfallenen Giebeldach, das man in die Turmruinen gesetzt hatte, nach oben abgeschlossen.
Am 21. August 1608 schreiben Vredens Richter Bernhard von Büren und der Vogt Johann Randeroth erneut an die Beamten zu Ahaus und teilen die Größe des Vorplatzes der Burg mit, den der Meister Johann Strobandt abgemessen hatte. Danach maß die Seite "nach den Mauern von der Burg ab 155 Fuß, die andere Seite nächst dem Turm nahe dem Burggarten 140 Fuß, das eine Ende nahe der Burg die Breede sei 110 Fuß, der endt nahe Rettbergs Behausung die Breede sei 45 Fuß". Der Burggarten sei während der spanischen Besetzung ganz verwüstet worden. Schließlich vermerken sie, dass sich keine Wappen mehr auf dem Burggelände finden, das letzte sei von Sachsen gewesen (Bischof Erich II. von Sachsen-Lauenburg 1532).
Die Burg verfiel in en darauffolgenden Jahren weiter - 1620 wird sogar davon berichtet, dass das Dach des Turmes heruntergefallen ist. Der Bürgermeister und der Rat beklagen sich beim Landsherrn, dass die Stadtbefestigung gerade hier, wo sie am stärksten sein sollte, am schwächsten sei, weil nichts repariert wurde. 1622 äußerten Vredens Bürgermeister Wolter Abbing sowie der Rentmeister und der Sekretär der Stadt bei den landsherrlichen Behörden ihren Unmut über den Zustand der Burg während des Krieges. Während man die Wälle der Stadt in Ordnung gebracht hat, konnte das Gelände an der Burg nicht bewacht werden, weil die so Burg verfallen sei. Auch im Jahr 1625 wird nochmal erwähnt, dass die Bürger die Burg bewachen. Inzwischen hatte der Obrist Otto Ludwig von Blanckhart mit Soldaten in Vreden Position bezogen.
In der zweiten Hälfte des 30-Jährigen Krieges wurde Vreden von den Hessen besetzt. Unter ihrer Herrschaft wurde die Stadtbefestigung geschleift und dabei der Außen- oder Zingelgraben mit den Erdmassen des Butenwalls zugeworfen. Auch nachdem die Hessische Besatzung abgezogen war führten Bürger die Planierung fort und aus dem Gelände rund um den Butenwall wurden Gärten.
Die Situation auf dem Burggelände änderte sich vollkommen, als am 15. Juni 1690 der Obristwachtmeister zu Pferde und Generalquartiermeister Gottfried Maximilian Henrich von Nahmen durch Fürstbischof Frierich Christian von Plettenberg mit dem alten Burgplatz, der zu der Zeit schon ein Garten war, für seine treuen Dienste belohnt wurde. Bei diesen Diensten handelte es sich vor allem um die Teilnahme an verschiedenen Feldzügen, insbesondere an den Türkenkriegen.
Über die Familie des Obristwachtmeisters, die seit 1670 in Westfalen ist, gibt es nur wenig Informationen. Die Eltern des Obristwachtmeisters waren der kurbrandenburgische Oberst Adrian von Nahmen und seine Frau Gesina Pottgießer, die in Burgsteinfurt nachweisbar ist, wo der Oberst offensichtlich gestorben ist. In zweiter Ehe heiratete die Witwe den Dr. juris utriusque Johann Bitter Cohaus, der seit 1657 kapitularischer Amtmann des Vredener Stifts war, und zog mit ihren Kindern aus erster Ehe nach Vreden. Darunter befanden sich Johann Adrian von Nahmen, der spätere fürstbischofliche Richter von Vreden und zum Gerkinglo, und der Erbauer des Vredener Herrenhauses Gottfried Maximilian Heinrich. Der Obristwachtmeister hat die Burg im Jahr 1699 die Burg neu erbaut, so wie es heute die Innschrift über dem Eingang zum Rathaus verkündet. Allerdings war die Burg nun ein Herrenhaus und keine wehrhafte Anlage.
Am 21. Februar 1709 verstarb der Obristwachtmeister der Kavallerie von Nahmen in Vreden. Er hatte in verschiedenen Kompanien Kriegsdienste geleistet. Gottfried Maximilian Heinrich von Nahmen war mit Anna Brigitte von Kerssenbrock verheiratet, deren Adelsgeschlecht zwar nicht hier beheimatet war, deren Vorfahren aber in Diensten der Abtei Vreden standen. An das Ehepaar Nahmen-Kerssenbrock erinnern die Wappen im heutigen Rathaus. Sie zeigen das von Nahmensche Wappen mit den drei übereinanderliegenden Sparren, dann das von Kerssenbrocksche Wappen mit drei Rosen im Rechtsschrägbalken und das Osthoffsche Wappen der Mutter von Anna Brigitta von Kerssenbrock, den Eichenlaubzweig.
Die Familie von Nahmen hatte allerdings in den folgenden Jahren immer weniger Geld. Deshalb wurde die Burg zu teuer und der Obristleutnant Johann Joseph Casimir von Nahmen bat am am 20. Oktober 1744 um die Erlaubnis die Burg anderen zu überlassen, da sie unbewohnbar sei. Dafür bekam er allerdings keine Genehmigung und so wurde die Burg zu einer Belastung für ihn. Auch Vredens Richter Vinzenz Henrich von Raesfeldt bestätigte, dass die Burg repariert und renoviert werden muss.
Auch unter den späteren Erben verfällt die Burg erneut. Ende des 18. Jahrhunderts wohnt kein Mitglied der Familie von Nahmen mehr in Vreden. 1794 ist von acht Wohnungen in der Burg die Rede. In diesen Wohnungen soll "allerlei Gesindel" wohnen, das zu Zeiten des Krieges nach Vreden gekommen ist. Das Gebäude wurde 1803 in den Besitz der auswärts wohnenden und weitgehend völlig verarmten Erben von Nahmen übergeben und wurde kaum genutzt. Von da an, bis Mitte des 19. Jahrhunderts fehlen Nachrichten über die Burg.
Mitte des 19. Jahrhunderts suchte die Verwaltung unter Fürst Alfred von Salm-Salm ein neues Gebäude für eine Kornspeicher. Zuvor hatten sie die hohe Schule an der Stiftskirche dafür genutzt. Die Verwaltung wurde am 24. Januar 1849 von dem Salmschen Revierförster Coppenrath auf die Burg aufmerksam gemacht. In der Baubeschreibung vom 16. März 1894 wurden sowohl die Freitreppe als auch der Gewölbekeller erwähnt, aber auch beschrieben, dass die Fenster nur teilweise mit Glas versehen und teilweise zugemauert waren. Kurz darauf wurden Verhandlungen mit den Eigentümern aufgenommen und das Gebäude am 14. September 1849 an Fürst Alfred von Salm-Salm verkauft.
Ab 1850 wurde das Gebäude renoviert, um eine Wohnung für den Förster des Fürsten und einen Kornboden einzurichten. 1876 wollte die Stadt Vreden die Burg mieten oder kaufen, um darin eine Töchterschule einzurichten. Allerdings erfolglos. Das Gebäude diente weiterhin dem salm-salmschen Förster und den schnell abwechselnden höheren Zollbeamten als Wohnung. Eine Änderung in der Nutzung gab es 1911, als der fürstliche Rentmeister das Gebäude an Pfarrer Deiters zur Einrichtung einer "Kinderwahranstalt und einer Handarbeitsschule" vermietete. 1920 und 1921 diente die Burg noch als Kinderbewahranstalt. Diese wurde offensichtlich von den Schwestern unserer lieben Frau versorgt, die in der Burg auch eine Kapelle eingerichtet haben.
Bis 1960 verblieb das Gebäude im fürstlichen Besitz und wurde in dieser Zeit für unterschiedliche Zwecke genutzt. 1960 kaufte es die frühere Gemeinde Ammeloe, um es nach einer gründlichen Restaurierung als Amtshaus einzurichten. Als es dann im Jahr 1969 zum Zusammenschluss der Stadt Vreden mit der Gemeinde Ammeloe kam, bot die Burg bessere Voraussetzungen zum Rathaus als das städtische Verwaltungsgebäude am Marktplatz. Zu diesem Zweck wurde der "Burg" ein Gebäudetrakt angefügt. Bei den Ausschachtungsarbeiten zum Erweiterungsbau wurden Fundamente der alten bischöflichen Burg freigelegt, die leider abgetragen werden mussten.
Quelle: Terhalle, Hermann "Vreden an der Jahrtausendwende, Landschaft und Geschichte", Heimatverein Vreden im Selbstverlag, 1999
Im Mittelalter bildeten die Weber zur Vertretung Ihrer Interessen Gilden, in Borken bereits 1346, in Vreden erstmals am 10. Oktober 1507. Das Handwerk selbst bestand wohl schon lange vorher. In der Vredener Gilderolle waren dann um 1715 115 Meister und 1812 gar 200 Leinenweber vereinigt.
Nach der Aufhebung der Gilden durch Napoleon (1812) besorgten Verleger das Textilgeschäft. Die Verleger kauften die Garne und verkauften die fertigen Gewebe. Die Gewebe ließen sie gegen Lohn von Hauswebern herstellen. 1830/ 1840 beschäftigten die Verleger Terkuile & Petersohn 376 Weber und H. Terhalle 236 Hausweber. Im November 1845 sollen es über 1.000 Weber gewesen sein.
Mit dem Vredener Stadtbrand von 1857 ging dieses Geschäft zu Ende.
Die Textilindustrie kam, als 1876 H. und J. Huesker & Co aus Gescher an der Ottensteiner Straße eine mechanische (d.h. durch eine Dampfmaschine angetriebene) Weberei eröffnete. 1910 folgte Cohausz und Botschen an der Altstätter Straße und 1911 Hecking und Büning am Standort Up de Hacke. 1914 beschäftigten alle zusammen 450 Mitarbeiter, das waren 70 % aller Beschäftigten in Betrieben mit mehr als 10 Leuten.
Einen Aufschwung gab es nach dem 2. Weltkrieg. 1959 hatten die Firmen H. und J. Huesker und Carl Hecking Vreden, CHV (diese hatte 1956 die Firma Cohausz inzwischen übernommen) zusammen 891 Mitarbeiter oder 65 % aller Industriebeschäftigten in Vreden auf ihren Lohnlisten. Im Jahre 1962 waren es mit 1.065 Mitarbeitern aber nur noch 57% und 1976 mit 702 gar nur 30 % aller Industriebeschäftigten. Um 1990/ 95 klapperten die letzten Webstühle in Vreden. Die Produktion in Deutschland war unwirtschaftlich geworde
Denkmäler in Vreden
Vreden hat eine ganz besondere Geschichte, die erste Erwähnung war bereits im Jahr 839.
Heute kann man in Vreden viele Denkmäler finden, u.a. viele Bildstöcke und Gebäude.
Wer sich über die verschiedenen Denkmäler informieren möchte, erhält vielfältige Informationen über nebenstehenden Link auf die Denkmalliste im GeoDatenAtlas des Kreises Borken.
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Stolpersteine in Vreden
Stolpersteine sind Teil der deutschen Erinnerungskultur - mit den im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Das Projekt hat der Künstler Gunter Demnig bereits 1992 ins Leben gerufen. Mittlerweile liegen über 100.000 Stolpersteine in Europa und darüber hinaus meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäuser der Opfer.
Die neusten Stolpersteine werden am 10. Dezember 2024 um 10 Uhr mit dem Künstler Gunter Demnig in der Windmühlenstraße vor Foto Gewers verlegt. Alle Infos dazu in unserer Pressemitteilung.
Weitere Infos zu den Stolpersteinen in NRW gibt es auf der Website "Stolpersteine NRW" vom WDR - gibt es auch als App.
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Sophia Herz, gesch. Maas
Geburtsdatum: 15.11.1874
Deportationsdatum + -ort: 5.07.1942 nach Theresienstadt
Verstorben: 23.11.1942
Geboren am 15. November 1874 in Vreden als älteste Tochter von Leffmann und Regina Bertha Herz. Sophia war die Schwester von Isidor Herz. Am 28. Mai 1901 heiratete sie in Vreden den Metzger Friedrich Maas; das Ehepaar lebte in Hattingen. Am 11. Mai 1906 wurde dort die Tochter Irma geboren.
Die Ehe wurde am 6. Juli 1908 durch ein Urteil des Königlichen Landgerichts in Essen an der Ruhr geschieden und Sophia Maas nahm am 10. Mai 1909 durch eine Erklärung vor dem Vredener Standesbeamten wieder ihren Mädchennamen Herz an. Sie wohnte mit ihrer Tochter dann erneut in Vreden, und zwar 1925 Wassermühlenstr. 339, an der Ecke zur Mauerstraße, wo sie einen kleinen Laden für Süßwaren hatte. Später zogen sie zur Alstätter Str. 8. Zu ihrem Haushalt in Vreden gehörte auch ihre Tante Sara Kahn, geborene Herz.
Kurz nachdem ihre Tochter Irma, die als Kontoristin beim Fabrikanten Cohausz gearbeitet hatte, zum 1. Januar 1938 nach Krefeld gezogen war, folgte sie ihr am 26. Februar 1938 dorthin (Adresse: Hubertusstr. 48 – In diesem Haus waren auch Sophias Tochter Irma und deren Ehemann Paul Harff, später auch Sophias Bruder Isidor und dessen Frau Klara Herz mit ihrer Tochter Thea Herz gemeldet).
Sophia Herz wurde mit dem Transport VII/2, der am 25. Juli 1942 in Theresienstadt eintraf, deportiert (wie auch ihr Bruder Isidor Herz und dessen Schwägerin Emilie Hertzmann im selben Transport). Sophia starb am 23. November 1942 im Konzentrationslager; ihr Tod wurde vom Sonderstandesamt Arolsen 1955 beurkundet.
Irma Harff, geb. Maas
Geburtsdatum: 11. 05.1906
Deportationsdatum + -ort: 22.04.1942 nach Izbica (bei Lublin)
Verstorben: unbekannt
Geboren am 11. Mai 1906 in Hattingen als Tochter des Metzgers Friedrich Maas und seiner Frau Sophia Maas, geborene Herz, die am 28. Mai 1901 in Vreden geheiratet hatten. Die Ehe der Eltern wurde am 6. Juli 1908 geschieden; die Mutter Sophia Maas nahm am 10. Mai 1909 wieder ihren Mädchennamen Herz an und kehrte mit ihrer Tochter Irma nach Vreden (Alstätter Str. 8) zurück. Zum Haushalt dort gehörte auch Sophias Tante Sara Kahn, geborene Herz. 1925 war Irma Maas fast ein Jahr in Paderborn gemeldet.
Die Vredener Meldekarte verzeichnet Irma Maas als Kontoristin, ledig; die (undatierten) Meldeadressen sind Wassermühlenstr. 339 (wo ihre Mutter und sie zur Miete wohnten und die Mutter einen Süßwarenladen betrieb) und später Alstätter Str. 8 (nahe der Firma Cohausz, wo sie auch arbeitete und nach Aussage von Anna Uhlmann eine gute Anstellung hatte). Am 30. Dezember 1937 meldete sie ihren Wegzug nach Krefeld zum 1. Januar 1938, wo schon weitläufigere Verwandte wohnten. Wenig später zog auch ihre Mutter Sophia Herz am 26. Februar 1938 nach Krefeld.
Irma heiratete am 10. Januar 1939 in Krefeld Paul Harff.
Das Ehepaar Irma und Paul Harff wurde am 22. April 1942 von Krefeld nach Izbica, Polen, deportiert. Irma Harff wurde am 7. August 1948 für tot erklärt; als Zeitpunkt des Todes ist der 8. Mai 1945 festgestellt (Amtsgericht Krefeld 1957).
Kinder sind nach Auskunft der Stadt Krefeld nicht nachgewiesen.
Esther Elsberg, geb. Heimann
Geburtsdatum : 30.04.1860
Deportationsdatum + -ort: 30.07.1942 von Dortmund nach Theresienstadt
Verstorben: 15.02.1943 in Theresienstadt
Geboren am 30. April 1860 in Vreden. Sie war die jüngste Tochter des Vredener Kaufmanns Heimann Gumpert Heimann [67] und seiner Frau Sara, geborene Moy [68], die am 15. November 1852 in Vreden geheiratet hatten und eine Manufakturwarenhandlung betrieben. Esther verlor ihre Mutter schon bevor sie zwei Jahre alt wurde.
Sie wohnte nachweislich um 1875 noch in ihrem Elternhaus Neustraße 15.
Von ihrem weiteren Lebenslauf ist bisher nur wenig bekannt: Sie heiratete und trug von da an den Namen Elsberg. Ihr letzter bekannter Wohnort war Castrop-Rauxel. Sie wurde von Dortmund aus deportiert, und zwar mit dem Transport X/1, der am 30. Juli 1942 in Theresienstadt eintraf. Sie starb am 15. Februar 1943 in Theresienstadt.
Margarete Heiman, geb. Nordheim
Geburtsdatum: 22.10.1858
Deportationsdatum + -ort: Theresienstadt
Verstorben: 18.11.1942
Geboren am 22. Oktober 1858 (oder 1856) in Werl. Um 1888 heiratete sie den Vredener Kaufmann Gumpert Heimann Heimann [71]; sie wohnte in Vreden mit ihrem Mann im Haus Neustraße 15. Im Zuge der nationalsozialistischen antisemitischen Maßnahmen wurde sie, die seit 1928 verwitwet war, ab 5. Dezember 1940 zwangsweise umquartiert in das Haus Wassermühlenstr. 383.
Während ihre Tochter Hedwig mit Ehemann Erich und Sohn Günter Münchhausen im Dezember 1941 nach Riga deportiert wurden – auch ihre jüngste Tochter Ilse stand ursprünglich auf dieser Transportliste –, blieb Margarete Heimann mit Tochter Ilse zunächst noch in Vreden, bevor sie am 3. Februar 1942 nach Ahaus abgemeldet wurde. Am 6. Februar 1942 fand die Anmeldung in Ahaus statt, und zwar für die Adresse Hochstr. 3, ein Ghettohaus.
Die Abmeldung von Ahaus erfolgte am 28. Juli 1942 und Margarete wurde durch die Gestapo Münster mit dem Transport XI/1-774 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie mit ihrer Tochter Ilse am 1. August 1942 ein traf. Margarete Heimann starb dort am 18. November 1942.
Ein Gruppenfoto mit elf jüdischen Vredenerinnen aus dem Jahre 1935 zeigt auch Margarete Heimann im Alter von 78 Jahren.
Ilse Heimann
Geburtsdatum :28.08.1904
Deportationsdatum + -ort: 1942 nach Theresienstadt
Ermordet: nach 29.01.1943 in Ausschwitz
Geboren am 28. August 1904 in Vreden als jüngstes Kind von Gumpert Heimann Heimann und seiner Frau Margarete. Ilse war laut Meldekarte ohne Beruf. Sie wohnte mit ihrer Mutter in Vreden in der Neustraße 15. Am 5. Juli 1937 meldete sie sich in Vreden vorübergehend nach Lage (Lippe) ab; sie kehrte von dort am 22. Oktober 1937 wieder nach Vreden zurück. 1938/39 erhielt sie zwangsweise den zusätzlichen Vornamen für jüdische Frauen „Sara“, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Nach Erzählungen der Nachbarn sprang Ilse Heimann während der Pogromnacht 1938 in Panik aus der ersten Etage durch das Glasdach in den Hof ihres Elternhauses.
Ilse zog wie ihre Mutter am 5. Dezember 1940 von der Neustraße in die Wassermühlenstr. 383. Offenbar war Ilse Heimann ursprünglich für die erste Deportation der münsterländischen Juden vorgesehen; sie erscheint nämlich in der Transportliste der Deportation, die am 13. Dezember 1941 ab Münster nach Riga ging (zusammen mit sechs weiteren Vredenern, darunter auch ihre Schwester Hedwig, ihr Schwager Erich und ihr Neffe Günter Münchhausen. Sie fuhr jedoch nicht in diesem Transport mit, sondern blieb zunächst noch in Vreden. Etwas später wurde sie dann zusammen mit ihrer Mutter am 3. Februar 1942 nach Ahaus abgemeldet und am 6. Februar 1942 in Ahaus, Hochstr. 3 (einem Haus, in dem die Juden konzentriert wurden), angemeldet. Gemeinsam mit der Mutter wurde sie von Ahaus am 28. Juli 1942 abgemeldet und durch die Gestapo Münster mit dem Transport XI/1 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. August 1942 eintraf. Während ihre Mutter am 18. November 1942 in Theresienstadt starb, gelangte sie mit dem Transport Ct am 29. Januar 1943 nach Auschwitz und wurde ermordet. Ilse Heimann wurde vom Amtsgericht Ahaus 1951 für tot erklärt.
Hedwig Münchhausen, geb. Heimann
Geburtsdatum: 26.10.1890
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 26. Oktober 1890 in Vreden als zweite Tochter des Kaufmanns Gumpert Heimann Heimann und dessen Frau Margarete. Hedwig heiratete am 18. März 1932 den Kaufmann Erich Münchhausen aus Essen. Trauzeuginnen waren Hedwigs Mutter und Hedwigs älteste Schwester Erna.
Erich und Hedwig Münchhausen führten in der Neustraße 15 in Vreden das Textil- und Bettengeschäft der Eltern Heimann weiter. Knapp ein Jahr nach der Hochzeit kam ihr einziger Sohn zur Welt: Günter Münchhausen wurde am 5. Februar 1933 in Essen geboren.
1938/39 hatte Hedwig den zusätzlichen Vornamen für jüdische Frauen „Sara“ anzunehmen, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Innerhalb Vredens musste die Familie infolge der antisemitischen Zwangsmaßnahmen am 5. Dezember 1940 in die Wassermühlenstr. 383 umziehen – hier wurden auch Margarete und Ilse Heimann einquartiert. Überall in Deutschland wurden die jüdischen Einwohner in solchen „Judenhäusern“ konzentriert, so auch in Vreden an dieser Adresse. Alle drei Familienmitglieder, Hedwig, Erich und Günter Münchhausen wurden am 10. Dezember 1941 aus Vreden über Münster (Abfahrt dort am 13. Dezember 1941) nach Riga deportiert, sind verschollen und für tot erklärt.
Wilhelm Meyerink begegnete ihr dort, als sie Holz aufladen musste.
Erich Münchhausen
Geburtsdatum: 20.07.1893
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 20. Juli 1893 in Gelsenkirchen. Er war ein Sohn von Max Münchhausen und Emilia Münchhausen, geborene Kohn.
Erich Münchhausen war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und Träger des Eisernen Kreuzes Erster Klasse. Er wohnte bis zum 17. März 1932 (dem Tag vor seiner Hochzeit mit Hedwig Heimann in Vreden) in Essen. Dann zog er nach Vreden und führte das Geschäft des verstorbenen Schwiegervaters fort. Am Tag nach der Reichspogromnacht wurde er zusammengeschlagen, weil er gegen die Misshandlung der jüdischen Männer in Vreden protestierte. 1938/39 erhielt Erich Münchhausen den diskriminierenden zusätzlichen Vornamen für männliche Juden „Israel“.
Zusammen mit seiner Frau Hedwig und seinem Sohn Günter wurde Erich Münchhausen am 10. Dezember 1941 von Vreden nach Münster und von dort mit dem Transport am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert, wo er verschollen ist. Er wurde für tot erklärt.
Günter Münchhausen
Geburtsdatum: 05.02.1933
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 5. Februar 1933 in Essen-Rüttenscheid. Er war das einzige Kind von Hedwig und Erich Münchhausen. Er wohnte mit seinen Eltern in Vreden, Neustraße 15, dem Haus der Großeltern Heimann. Vor der Pogromnacht besuchte er gemeinsam mit Nachbarkindern den Kindergarten St. Georg in Vreden.
Zwischen dem 16. September 1941 und dem 29. November 1941 war er vorübergehend nach Paderborn abgemeldet. Dort besuchte er die Schule des westfälischen jüdischen Waisenhauses. Der achtjährige Junge kehrte dann nach Vreden zurück und wurde zusammen mit seinen Eltern am 10. Dezember 1941 von Vreden nach Münster und von dort am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert, wo er wie sie verschollen ist. Er wurde für tot erklärt.
Meta Gottschalk, geb. Wolff
Geburtsdatum: 04.06.1904
Deportationsdatum + -ort: 28.07.1942
Ermordet: 24.10.1944 in Auschwitz
Geboren am 4. Juli 1904 in Vreden als ältestes Kind des Viehhändlers Samuel Wolff und seiner Frau Amalie, geborene Landau. Meta verlobte sich im Frühjahr 1929 mit dem Nienborger Viehhändler Joseph Gottschalk. Sie zog mit ihrer Mutter (unmittelbar vor ihrer Heirat) am 13. März 1930 von Vreden, Neustraße 17, nach Nienborg. Die Hochzeit mit Joseph Gottschalk fand am 25. März 1930 in Nienborg statt.
Meta erblindete offenbar nach einer Operation – gemäß der Erinnerung der in den USA lebenden jüdischen Vredenerin Anna Uhlmann litt sie an einem Hirntumor. Metas Ehemann Josef Gottschalk soll daraufhin einen Herzinfarkt erlitten haben; er starb 1932 im Alter von erst 36 Jahren. Meta und ihre Mutter Amalie wohnten in Nienborg im Haus Nr. 231.
Verwitwet, kinderlos, kehrte Meta am 3. März 1937 gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Karl wieder nach Vreden in das Haus Neustraße 17 zurück. In der Pogromnacht wurde auf Meta eingetreten, obwohl sie noch eine Operationswunde am Kopf hatte, so erinnerte sich die Mutter. 1938/39 erhielt sie den zwangsweisen zusätzlichen Vornamen für jüdische Frauen „Sara“, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Wie ihre Mutter wurde sie dann am 3. Februar 1942 in Vreden zwangsweise nach Ahaus abgemeldet und ab 6. Februar 1942 in Ahaus im Haus Hochstraße 3 (das als Ghettohaus genutzt wurde) angemeldet. Von dort wurde sie am 28. Juli 1942 ohne Ortsangabe abgemeldet.
Meta und ihre Mutter wurden am 1. August 1942 durch die Gestapo Münster mit dem Transport XI/1-763 in das Ghetto Theresienstadt/Tschechien eingeliefert. Zwei Jahre später wurde Meta Gottschalk am 23. Oktober 1944 mit dem Transport „Et-1309" zum Konzentrationslager Auschwitz/Polen deportiert und am 24. Oktober 1944 ermordet.
Eine Gedenktafel erinnert seit 1984 in Nienborg an Meta Gottschalk sowie ihren Schwager Siegmund Gottschalk und dessen Frau Rosa, die beide in Riga umkamen. Der Vredener Autor Aloys Terbille faßte Metas Schicksal in Gedichtsform.
Text für Stein zur Erinnerung an Ghetto-Haus:
1940 bis Dezember 1941 Zwangsunterkunft für Vredener Juden vor der Deportation
Amalie Wolff, geborene Landau (Überlebende)
Geboren am 6./9. Mai 1866 in Ramsdorf; sie war die sechste Tochter und damit das jüngste Kind des Kleinhändlers, Viehhändlers, Kaufmanns Liefmann Hermann Landau (geb. am 27. Mai 1816 in Gemen, gest. am 2. Mai 1882 in Ramsdorf) und seiner Frau Lisette Landau, geborene Wolff (geb. 1828/29 in Südlohn, gest. am 18. März 1906 in Ramsdorf).
Amalie Landau heiratete am 16. Juni 1903 in Ramsdorf den Vredener Viehhändler Samuel Wolff und lebte danach in Vreden. Seit 1919 war sie verwitwet; das Viehhandelsgeschäft führte ihr Schwager Aron Wolff für sie weiter. Amalie Wolff lebte mit ihren drei Kindern Meta, Ernst, Karl seit dem Tod ihres Mannes in armen Verhältnissen.
1930 zog Amalie Wolff mit ihrer Tochter Meta, die den Nienborger Viehhändler Joseph Gottschalk heiratete, nach Nienborg. Ihr Schwiegersohn starb aber schon 1932, Meta war infolge einer Erkrankung erblindet. Mutter und Tochter, nun beide verwitwet, blieben zunächst in Nienborg; im November 1933 zog auch Amalies Sohn Karl zu ihnen. Im März 1937 verließen die drei Nienborg und zogen zurück nach Vreden.
Amalie Wolff hatte dort in der Neustraße 17 freie Wohnung, aber sonst kein Einkommen, wie aus Unterlagen des Vredener Fürsorgeamts hervorgeht. Seit dem 1. September 1937 erhielt sie 15 RM monatliche Unterstützung, ab dem 1. Oktober 1938 20 RM, ab Januar 1939 17,50 RM, ab Juli 1939 15 RM, ab November 1939 wieder 20 RM. Der letzte Eintrag belegt die Unterstützungszahlung für Oktober/November 1941. Der Fürsorge-Auszahlungskarte ist eine Zusatzausgabe zu entnehmen, die im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in der Reichspogromnacht zu sehen ist: Für Amalie Wolff wurden Krankenhauspflegekosten von 4,90 RM übernommen, die am 10./11. November 1938 angefallen waren und am 9. Dezember 1938 beglichen wurden.
Amalie Wolff wurde am 6. Februar 1942 zusammen mit ihrer erblindeten Tochter Meta nach Ahaus, Hochstraße 3 (ein sog. „Judenhaus“, nämlich ein Ghettohaus) zwangsumquartiert. Auf der Ladefläche eines Lkw mit Plane wurden sie von Vreden nach Ahaus transportiert – Amalie Wolff benötigte eine Leiter, um den Wagen besteigen zu können, wie sich ein Vredener Augenzeuge erinnert. Der Aufenthalt in Ahaus war nur vorübergehend: Amalie Wolff wurde ebenso wie ihre Tochter Meta am 28. Juli 1942 von Ahaus abgemeldet „nach unbekannt“ und dann von Münster aus mit dem Transport XI/1, der am 1. August 1942 in Theresienstadt eintraf, in das Ghetto deportiert. Amalie Wolff aber wurde am 8. Mai 1945 in Theresienstadt befreit. Vom 7. Juli 1945 bis 3. Mai 1946 befand sie sich offenbar in Bielefeld, wie aus Vredener Fürsorgeunterlagen hervorgeht.
Dann kehrte sie nach Vreden zurück (laut Vredener Meldekarte am 26. August 1946) und lebte dort bis zu ihrem Tod am 17. Dezember 1953 im Krankenhaus, Kirchplatz 409. Sie wurde als dreizehnte auf dem neuen jüdischen Friedhof in Vreden bestattet (kein Grabstein).
Ernst Wolff (Überlebender)
geb. am 3. Mai 1906 in Vreden als ältester Sohn von Samuel und Amalie Wolff. Ab Ostern 1916 besuchte er die Klasse VI der Vredener Rektoratsschule, die er Ostern 1920 wieder verließ, um einen praktischen Beruf zu ergreifen. Er wurde Viehhändler wie sein Vater, der 1919 durch einen Unglücksfall starb, und wohnte in Vreden Neustraße 17. 1939 erhielt er zwangsweise den zusätzlichen Vornamen für jüdische Männer „Israel“, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Unmittelbar nach der Reichspogromnacht ist er am 10. November 1938 geflüchtet: laut Meldekarte „ohne Abmeldung unbekannt verzogen, wahrscheinlich nach Holland“, Bemerkung auf der Rückseite: „Der Jude Ernst Israel Wolff ist gemäß Erlass des Reichsministers d. I. vom 13.3.40 (deutscher Reichsanzeiger Nr. 66/1940 vom 18.3.40) der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt worden.“– diese Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit stellt staatlich legalisiertes Unrecht dar, damit wollte der Staat Emigranten bestrafen.
Ernst Wolff war in der Administration des Aufnahmelagers Westerbork beschäftigt, das nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande zum Durchgangslager wurde. Er soll mit dem Pferdefuhrwerk Mehl vom Getreidelager zur Bäckerei gefahren haben, wie angeblich auch auf einem erhaltenen Film in Westerbork zu sehen ist. Er überlebte die Verfolgungszeit im Lager Westerbork.
Nach Kriegsende wohnte er in Winterswijk und betätigte sich im Viehhandel. Der Einladung an alle überlebenden jüdischen Vredener zum Heimatbesuch 1989 in Vreden folgte er nicht. Er war im Alter fast erblindet und lebte von Fürsorgemitteln. 1994 zog er in ein Altersheim.
Als er am 3. Februar 1996 in Winterswijk starb, war er fast 90 Jahre alt. Auf Initiative von Schülerinnen und Schülern der St. Georg-Hauptschule Vreden und ihrer Lehrerin Sixtina Harris wurde Anfang 1997 ein Grabstein auf seinem Grab auf dem Winterswijker jüdischen Friedhof errichtet.
Bruder:
Karl Wolff (Überlebender)
geb. am 8. April 1908 in Vreden als drittes Kind des Viehhändlers Samuel Wolff und seiner Frau Amalie, geborene Landau. Karl wurde Ostern 1919 in die Klasse VI der Vredener Rektoratschule aufgenommen; Ostern 1923 ging er von der Schule ab, um als Kaufmann in Münster zu arbeiten, so besagt das Schülerverzeichnis.
Am 4. Juli 1929 meldete er sich mit der Berufsangabe „Kaufmann“ in Ahaus, Wüllener Straße 8, an. Es handelte sich um den Haushalt des Kaufmanns Julius Cohen, der kurz zuvor am 4. März 1929 gestorben war. Karl Wolff arbeitete dort im Manufakturwarengeschäft bis November 1933. Am 15. November 1933 meldete er sich von Ahaus nach Nienborg ab und zog am 2. März 1937 wieder nach Vreden um.
Vor den antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen floh Karl Wolff später über die Grenze und tauchte in den Niederlanden unter. Er wurde dann aber in Belgien aufgegriffen und musste dort vom Januar 1943 bis zum 13. November 1943 auch den Judenstern tragen, wie er nach dem Krieg zu den Akten gab. Er wurde in den Osten deportiert, wo er in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert war. Er überlebte, trug jedoch durch die Misshandlungen in den Lagern bleibende Gesundheitsschäden davon, die zur Arbeitsunfähigkeit führten. „Ich war mehrere Jahre im Konzentrationslager Monowitz und Auschwitz und bin dort so mißhandelt worden, daß ich kaum noch gehen kann.“, so ist den Akten zu entnehmen.
Von Belgien kommend kehrte er am 25. April 1951 nach Vreden zurück. Dort wohnte er Alstätterstraße 6; in der Wüllenerstraße betrieb er einen kleinen Textilhandel. Er war auf Fürsorgeunterstützung angewiesen, denn die Rentenzahlung setzte erst im April 1953 ein. Die einmalige „Haftentschädigung als rassisch Verfolgter“ betrug für ihn 6300 DM; die Auszahlung erfolgte erst mit großer Verzögerung, so dass er zu wiederholten Bittgängen genötigt war.
Karl Wolff starb am 8. März 1958 durch einen Autounfall. Er wurde als vierzehnter und bisher letzter auf dem neuen jüdischen Friedhof in Vreden in der Berkelaue bestattet.
Klara Herz, geb. Straus
Geburtsdatum: 04.05.1881
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 4. Mai 1881 in Millingen/Kr. Rees. Sie war die Tochter des Auktionators Bernhard Straus und seiner Frau Lena Straus, geborene Weinberg. Klara Straus heiratete am 24. Februar 1920 in Millingen den verwitweten Hermann Herz; am 1. März 1921 wurde ihr gemeinsamer Sohn Bernhard in Vreden geboren. Seit dem 22. Juli 1935 war sie verwitwet.
Ein Gruppenfoto der Frauen der jüdischen Gemeinde in Vreden zeigt Klara Herz im Jahre 1935.
Klaras Sohn Bernhard Herz wurden am 21. Dezember 1939 von der Auswandererberatungsstelle in Köln Auswanderungsabsichten bescheinigt; für seine dann zurückbleibende Mutter sei der Unterhalt durch Einkünfte aus Weideland gesichert, heißt es dort. Die Emigration kam jedoch nicht zustande.
Klara Herz wurde am 10. Dezember 1941 deportiert („Abgang nach unbekannt“ laut Vredener Meldekarte); sie wurde über Ahaus nach Münster gebracht und von dort mit dem Deportationszug vom 13. Dezember 1941 nach Riga transportiert. Dort begegnete ihr ein Vredener Soldat, als sie bei der Arbeit (Toilettenreinigung) war; er durfte nicht mit ihr sprechen, erkannte aber die Notlage und versuchte noch, ihr Nahrungsmittel zukommen zu lassen. Klara Herz ist in Riga verschollen.
Bernhard Herz
Geburtsdatum: 01.03.1921
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 1. März 1921 in Vreden als einziger Sohn aus der zweiten Ehe von Hermann Herz mit Klara, geborene Straus. Er besuchte ab Ostern 1931 die Höhere Stadtschule in Vreden, von der er Ostern 1935 abging, um den kaufmännischen Beruf zu ergreifen, so gibt das Schülerverzeichnis an. Er war einer der beiden letzten jüdischen Schüler dort.
Am 10. März 1934 feierte er seine Barmizwa, wie das Israelitische Familienblatt ankündigte.
Er meldete sich am 1. Mai 1935 in Vreden nach Castrop-Rauxel ab und kehrte drei Jahre später am 20. Juli 1938 von dort als „kaufm. Angestellter“ nach Vreden zurück. 1938/38 musste er gezwungenermaßen den zusätzlichen Vornamen „Israel“ annehmen, der 1946 von Amts wegen wieder gelöscht wurde. Er war ledig. Ein Schreiben der öffentlichen Auswandererberatungsstelle in Köln vom 21. Dezember 1939 bescheinigte seine Auswanderungsabsicht.
Bernhard Herz meldete sich am 21. November 1940 nach Dortmund ab; am 3. Juni 1941 kam er von Dortmund als „Schlosser“ zurück nach Vreden; die Vredener Meldekarte vermerkt mit Datum 10. Dezember 1941 seinen Abgang nach „unbekannt“ (auf Rasur – der vorherige Eintrag ist nicht mehr lesbar). Bernhard Herz erscheint mit der Berufsbezeichnung „Arbeiter“ (hinter dem sich der Status Zwangsarbeiter verbirgt) auf der Liste der für den Rigatransport bestimmten Juden aus dem Kreis Ahaus vom 10. Dezember 1941. Er ist verschollen in Riga oder in Stutthof.
Gedenkbuch 2006: noch von Riga nach Stutthof verlegt.
Karl Herz
Geburtsdatum: 17.03.1912
Deportationsdatum + -ort: 10.12.1941 nach Riga
Verstorben: Unbekannt
Geboren am 17. März 1912 in Vreden als zweites Kind von Hermann Herz und seiner Frau Johanna, geborene Meyer. Karl wurde Viehhändler wie sein Vater; er blieb ledig. 1939 erhielt er zwangsweise den zusätzlichen Vornamen für jüdische Männer „Israel“, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Laut Vredener Meldekarte erfolgte am 10. Dezember 1941 sein „Abgang nach unbekannt“ (auf Rasur – der vorherige Eintrag ist nicht mehr lesbar); Karl Herz wurde also mit der ersten Deportation aus seiner Heimat nach Riga verschleppt. Mit der Berufsbezeichnung „Arbeiter“ erscheint er auf der Liste der für den Rigatransport bestimmten Juden aus dem Kreis Ahaus vom 10. Dezember 1941; er ist in Riga verschollen.
Henriette Rosenthal, geb. van Gelder
Geburtsdatum: 25.03.1896
Deportationsdatum + -ort: Auschwitz
Ermordet: 27.11.1942
Geboren am 25. März 1896 in Eibergen/NL. Sie war die Tochter von Joseph van Gelder der 1905 als Händler in Vreden Hausnr. 229/9 wohnte und später Windmühlentor 30, und dessen Frau Vrouwgje van Gelder, geborene van Zuiden, die am 14. März 1895 in Eibergen geheiratet hatten.
Henriette war seit dem 5. Juli 1921 mit Ludwig Rosenthal verheiratet und lebte in Vreden. Sie hatten drei gemeinsame Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. 1936, im Jahr der Geburt ihres jüngsten Kindes Helmut, verlor sie erst ihren Schwiegervater Alex Rosenthal, dann ihren Mann Ludwig Rosenthal, kurz darauf die Schwiegermutter Bertha Rosenthal.
Rosenthals Haus, Twicklerstraße 161, wurde somit frei für die jüngst verwitwete Henriette Rosenthal mit ihren drei Kindern und ihrem Vater Joseph van Gelder.
Sie wohnten jedoch nur noch vorübergehend dort: Bald nach der Pogromnacht 1938 emigrierten sie nach Winterswijk (Adresse bisher unbekannt, evt. am Misterweg; dort wurde laut Polizeibericht am 19. November 1942 die Wohnung Rosenthal versiegelt). Dort starb 1942 auch ihr Vater. Henriette wurde mit ihren Kindern über Westerbork deportiert und am 27. November 1942 in Auschwitz ermordet – am selben Tag wie ihre drei Kinder.
Gerda Wijnschenk, geb. Rosenthal
Geburtsdatum: 09.05.1922
Deportationsdatum + -ort: Auschwitz
Ermordet: 27.11.1942
Geboren am 9. Mai 1922 in Vreden als ältestes Kind von Ludwig und Henriette Rosenthal. Durch Verordnung vom 17. August 1938 hatte sie den weiteren Vornamen „Sara“ zu führen, der 1946 von Amts wegen wieder gelöscht wurde.
Im Sommer 1939 emigrierte sie in die Niederlande. Sie hielt sich eventuell erst in Eibergen auf, bevor sie zu ihrem Großvater Joseph van Gelder, ihrer Mutter und den Geschwistern nach Winterswijk/NL zog. Sie heiratete offenbar in dieser Zeit und scheint dann den Familiennamen Wijnschenk getragen zu haben. Über ihren Ehemann Wijnschenk ist bisher nichts bekannt.
Sie wurde mit ihrer verwitweten Mutter und ihren Geschwistern über Westerbork deportiert – auf der Deportationsliste erscheint sie übrigens unter ihrem Geburtsnamen Gerda Rosenthal – und wie sie am 27. November 1942 in Auschwitz ermordet.
Hildegard Rosenthal
Geburtsdatum: 26.05.1926
Deportationsdatum + -ort: Auschwitz
Ermordet: 27.11.1942
Geboren am 26. Mai 1926 in Vreden als zweites Kind von Ludwig und Henriette Rosenthal. 1938/39 erhielt sie zwangsweise den zusätzlichen Vornamen „Sara“, der 1946 gelöscht wurde. Mit ihrer verwitweten Mutter und ihren Geschwistern und dem Großvater Joseph van Gelder zog sie im Sommer 1939 nach Winterswijk/NL.
Hildegard wurde mit ihrer Mutter und den beiden Geschwistern über das Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie alle vier am 27. November 1942 ermordet wurden.
Helmut Rosenthal
Geburtsdatum: 11.04.1936
Deportationsdatum + -ort: Auschwitz
Ermordet: 27.11.1942
Geboren am 11. April 1936 in Vreden als drittes Kind von Ludwig und Henriette Rosenthal. Schon im Jahr seiner Geburt verlor er den Vater. Seine Mutter zog mit den drei Kindern und deren Großvater Joseph van Gelder im Sommer 1939 nach Winterswijk/NL, konnte aber der Deportation nicht entgehen. Helmut wurde zusammen mit seiner Mutter und den beiden Schwestern Gerda und Hildegard von Westerbork aus deportiert, und zwar mit dem Transportzug Nr. 14, der am 24. November 1942 in Westerbork abfuhr und drei Tage später in Auschwitz ankam. Die Westerbork-Transporte in jenen Wochen wurden ohne Registrierung direkt „von der Rampe weg“ zu den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau geführt. Hier wurde der Sechsjährige am 27. November 1942 mit den anderen Familienangehörigen ermordet.
Vrouwgje van Gelder, geb. van Zuiden
Geburtsdatum: 01.02.1857
Verstorben: 18.11.1938 nach Misshandlungen in der Pogromnacht
Geboren am 1. Februar 1857 in Hoogeveen/NL; ihre Eltern waren Gompers von Zuiden und Roosjen van Zuiden, geborene Cohen, die in Hoogeveen lebten.
Mit ihrem Mann Joseph van Gelder und ihrer Tochter Henriette wohnte Vrouwgje erst in Eibergen, dann ab etwa 1905 in Vreden. 1938 lautete ihre Adresse General-Litzmann-Straße (vormals Twicklerstraße) 161. Ein Foto von 1935 zeigt sie als alte Frau vor der Vredener Synagoge.
In der Reichspogromnacht wurde sie so eingeschüchtert, beschimpft und schwer misshandelt mit Beil oder Stange, dass sie kurz darauf am 18. November 1938 im Vredener Krankenhaus starb; laut Sterbeeintrag war die Todesursache „Arterienverkalkung, Herzasthma“. Sie wurde als zehnte auf dem neuen jüdischen Friedhof in Vreden bestattet.
Text für Ghetto-Haus Wassermühlenstr. :
1940 bis Februar 1942 Zwangsunterkunft für Vredener Juden vor der Deportation
Isidor Herz
Geburtsdatum: 13.01.1876
Deportationsdatum + -ort: 25.07.1942 nach Theresienstadt
Verstorben: unbekannt
Geboren am 13. Januar 1876 in Vreden als Sohn von Leffmann Herz und Regina Bertha Herz, geborene Bendix; er war der jüngere Bruder von Sophia Herz.
Isidor Herz heiratete am 15. Februar 1909 in Billerbeck seine Cousine Klara Bendix. Er war Kaufmann und führte ein Manufakturwarengeschäft in der Wüllenerstraße 228.
Am Ersten Weltkrieg nahm er 3 1/2 Jahre als „Frontkämpfer“ teil, wie sich seine Tochter Thea erinnert.
Er war schon Kassen- und Schriftführer der Vredener jüdischen Gemeinde, als er 1936 zum vorläufigen Vorsteher gewählt wurde. Am 21. November 1937 wurde er auch Repräsentant in der Synagogengemeinde Ahaus. Anna Uhlmann bezeichnet ihn als religiösen Mann.
In der Pogromnacht wurde das Haus demoliert, die Familie musste sich verstecken. Bei seiner Verhaftung am folgenden Morgen wurde Isidor Herz zu Boden geschlagen, dann in den Bußmannschen Saal gebracht. „Mein Vater kam mit verpflastertem Kopf und blutigem Anzug zu mir in unser zerstörtes Haus zurück“, erinnert sich seine Tochter Thea 1983.
Nach der Pogromnacht verließ er zusammen mit seiner Frau Klara und der Tochter Thea am 13. Dezember 1938 Vreden und zog nach Krefeld. Sie meldeten sich dort mit der Adresse Dreikönigenstr. 16 an:
Am 1. März 1939 zogen Isidor, Klara und Thea Herz innerhalb Krefelds in die Hubertusstr. 48 um: Dort wohnte sein Schwager, der Schreinermeister und Möbelhändler Hugo Hertzmann (geb. am 17. Juli 1871 in Krefeld, gest. am 21. November 1939) mit seiner Frau Emilie, geborene Bendix (geb. am 18. Oktober 1872 in Billerbeck, deportiert am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt); ihr Sohn Otto (geb. am 3. Juli 1906 in Krefeld) war am 9. August 1937 nach Philadelphia/USA emigriert. In diesem Haus waren zeitweise auch Isidors Schwester Sophia Herz mit Tochter Irma und Schwiegersohn Paul Harff gemeldet. (Stolperstein in der Alstätter Str. verlegt)
Einige Wochen nach dem Einzug konnte die Tochter Thea im Mai 1939 nach England emigrieren. Monate später starb Klara Herz im Februar 1940. Somit blieb Isidor Herz allein zurück. Es folgte am 18. Dezember 1941 seine Ummeldung zur Adresse Stefanstr. 70. Es handelte sich bei dieser Anschrift offenbar um ein Ghettohaus; fünf der sieben jüdischen Bewohner wurden deportiert. Laut Krefelder Meldekarte fand am 22. Juli 1942 die „Abwanderung“ statt: Isidor Herz wurde wie auch Schwägerin Emilie Hertzmann und Schwester Sophia Herz am 25. Juli 1942 von Krefeld nach Theresienstadt deportiert. Er kam dort um; sein Todestag ist unbekannt. Durch Beschluß des Amtsgerichts Krefeld wurde er 1950 für tot erklärt und als Zeitpunkt des Todes der 8. Mai 1945 festgestellt.
Gedenkbuch 2006: von Theresienstadt nach Treblinka am 29. September 1942.
Klara (Clara) Herz, geborene Bendix
Geboren am 10. Mai 1876 in Billerbeck; sie war die jüngste Tochter von Meyer Bendix (1836-1903) und seiner Frau Julia, geborene Samson. Klara hatte zwei ältere Geschwister: Joseph (geb. 1870) und Emilie (geb. 1872). Klara Bendix heiratete ihren Cousin Isidor Herz.
Die Eheschließung von Klara und Isidor fand am 15. Februar 1909 in Billerbeck statt. Aus ihrer Ehe ging eine Tochter, Thea hervor. Die Familie Herz wohnte in Vreden und betrieb ein Textilgeschäft.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Haus verwüstet. Die Familienmitglieder versteckten sich im Bad. „Meine Mutter hatte gerade eine schwere Krankheit überstanden, war noch zu schwach zum Gehen und wurde auf einer Bahre ins Krankenhaus gebracht, natürlich unter Haft“, berichtete ihre Tochter Thea 1983.
Nach den Zerstörungen des Novemberpogroms 1938 zog Klara Herz zusammen mit Ehemann Isidor und Tochter Thea nach Krefeld: Am 13. Dezember 1938 meldeten sie sich von Vreden kommend in Krefeld (Dreikönigenstr. 16) an; am 1. März 1939 zogen sie innerhalb Krefelds in das Haus ihrer Schwester Emilie Hertzmann, geborene Bendix, Hubertusstr. 48, um – dort hatte auch ihre Tochter Thea schon 1927/8 als Volontärin vorübergehend gewohnt. Thea konnte im Mai 1939 Deutschland verlassen und als Hausgehilfin nach London gehen.
Klara Herz starb am 22. Februar 1940 in Krefeld.
Thea Reis, geb. Herz (Überlebende)
Geboren am 2. August 1910 in Vreden, sie ist einziges Kind des Kaufmanns Isidor Herz und seiner Frau Klara, geborene Bendix aus Billerbeck. Ostern 1921 wurde Thea in die Vredener Höhere Stadtschule aufgenommen. Thea verließ die Höhere Schule im September 1922 und wechselte zur Volksschule Vreden.
Nach Krefelder Meldeunterlagen wohnte sie als Volontärin vorübergehend aus Vreden kommend vom 31. März 1927 bis zum 2. April 1928 in Krefeld, Hubertusstr. 48, bevor sie wieder nach Vreden zurückkehrte.
Am 1. Januar 1936 trat sie als persönlich haftende Gesellschafterin in das Geschäft ihres Vaters ein, die Firma Leffmann Herz, Vreden (benannt nach dem Großvater).
Thea zeichnete 1983 ihre Erinnerungen an die Pogromnacht des Jahres 1938 auf. Sie berichtet von den Zerstörungen des Hauses und von ihren vergeblichen Versuchen, in der Nachbarschaft Hilfe zu finden: „Niemand rührte sich, vielleicht auf Befehl, vielleicht aus eigener Angst. Entsetzt rannte ich zurück, als plötzlich ein SA-Mann mit einem Beil vor mir stand und rief: ‚Wir schlagen euch tot’. Am folgenden Morgen kam ihre Mutter ins Krankenhaus, sie und ihr Vater wurden im Bußmannschen Saal inhaftiert. Thea wurde dann mit den anderen jüdischen Vredenerinnen vorübergehend im Stall des Krankenhauses, „in einer miserablen Ecke auf dem Boden liegend“ untergebracht.
Zeitzeuge H. G. Bomkamp sah als 14-Jähriger von der Heuluke eines Nachbarhauses aus fassungslos zu, wie die SA in der Pogromnacht das Geschäft demolierte und Vater, Mutter und Tochter Herz geschlagen wurden; sein Pflegevater Engelbert Resing protestierte lautstark und deutlich dagegen und wurde dann vom Polizisten Gabbey zu Seite geführt und so vor Rache durch die nationalsozialistischen Aktivisten geschützt.
1938/39 erhielt Thea zwangsweise den zusätzlichen Vornamen für jüdische Frauen „Sara“, der 1946 wieder gelöscht wurde.
Am 13. Dezember 1938 zogen ihre Eltern nach Krefeld, im Februar 1939 folgte Thea ihnen dorthin. In den Krefelder Unterlagen wird Thea als Hausgehilfin geführt. Sie bereitete ihre Auswanderung vor. Am 15. Mai 1939 konnte sie nach London ausreisen (mit einem „Domestic Permit“, d. h. sie durfte nur als Dienstmädchen arbeiten). Nach Kriegsbeginn galt sie dort jedoch als „feindliche Ausländerin“.
Im August 1940 konnte sie nach den USA auswandern (auch der Sohn des Krefelder Onkels – Otto Hertzmann – war 1937 nach Philadelphia emigriert; fast alle Hertzmanns aus Krefeld emigrierten). Thea heiratete dort 1946 und trägt seitdem den Familiennamen Reis; ihr Mann stammte aus Heilbronn und war in den USA bei seinen Bürgen und Verwandten beschäftigt. Thea ist seit etwa 1968 verwitwet und hat keine Kinder. Sie lebte im August 2006 in Chicago/USA.
Rosa Albersheim, geb. Stern
Geburtsdatum:26.12.1872
Deportationsdatum + -ort: 12.09.1942 Theresienstadt
Verstorben: 22.11.1942
Geboren am 26. Dezember 1872 in Brakel/Kreis Höxter. Rosa war die Tochter von Israel Stern, der 1907 schon verstorben war und zuletzt als Privatier in Bochum gelebt hatte, und dessen Frau Friederika, geborene Cohen aus Vreden, die eines von fünfzehn Kindern war und 1907 in Bochum wohnte.
Rosa Stern heiratete am 25. Juni 1907 in Vreden den Billerbecker Tierarzt Leeser-Louis Albersheim; Zeugen der Eheschließung waren Vredener Nachbarn: der Kappenmacher Gerhard Leppen und der Kaufmann Wilhelm Mümken – bemerkenswerterweise also keine Mitglieder jüdischer Familien.
Rosa und Leeser-Louis Albersheim wohnten in Billerbeck, Münsterstr. 3. Rosa Albersheim verlor im September 1927 ihren Mann. Seine Tierarztpraxis übernahmen zwei Nachfolger gleich im folgenden Monat. Die Witwe vermietete sieben Zimmer ihres Hauses und behielt selbst fünf Zimmer zum Wohnen. Später verkaufte sie ihr Haus und zog mit ihrem Sohn Wilhelm zu ihrer Tante Jeanette Cohen in Vreden, die schon Rosas Tochter Anna, später verheiratete Uhlmann, adoptiert hatte. Die Meldekarte vermerkt den Zuzug am 18. Januar 1938 von Billerbeck kommend nach Vreden in die Wüllener Str. 208; hier erlebte sie die Reichspogromnacht. Noch im selben Jahr verzog sie am 29. Dezember 1938 nach Mönchengladbach (Friedrichstr. 35).
1938/39 erhielt sie den diskriminierenden zusätzlichen Vornamen „Sara“ für jüdische Frauen, der 1952 wieder gelöscht wurde. Sie litt an Diabetes; ein Bein hatte amputiert werden müssen. Schließlich wohnte sie im Israelitischen Asyl in Köln, wofür 10.000 RM aufzubringen waren.
Rosa wurde von Köln aus mit dem Transport III/4 deportiert, der am 12. September 1942 Theresienstadt erreichte. Ihre letzte Karte von 1942 erreichte ihre Tochter Anna (verheiratete Uhlmann) durch das Rote Kreuz in Warschau. Rosa Albersheim starb am 22. November 1942 in Theresienstadt. Sie erhielt kein Grab. Der Doppelgrabstein ihres Mannes auf dem Billerbecker Friedhof erinnert seit 1999 aber durch eine zusätzliche Gravur auch an sie und ihr Schicksal „Opfer des Holocaust“.
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Bürgermeisterkette und Bürgermeisterstab
Die Bürgermeisterkette trägt der Hauptverwaltungsbeamte der Stadt nur zu besonderen Anlässen.
Die Bürgermeisterkette wurde von der Goldschmiedin Hannelore Niessing zum Stadtjubiläum 1952 geschaffen. Es war ein Geschenk der Familie des ehemaligen Fabrikanten Franz Niessing an die Stadt Vreden. Die 58 Kettenglieder aus oxydiertem Silber sind handgeschmiedet und mit 18karätigem Golddraht gelötet. Ein in Silber und Gold gefasster Mondstein bildet den Abschluss. Auf dem Anhänger aus Ebenholz ist das Stadtwappen auf einer Feinsilberplatte eingelassen. Auf der Rückseite befindet sich eine Kapsel mit einem aus vier Blättern bestehendem silbernen Büchlein. Dort sind Daten der Vredener Geschichte eingraviert und mit Zeichnungen begleitet:
750 LEBUINS-MISSION ERSTE CHRISTLICHE GEMEINDE.
810 ERBAUUNG DER KAROLINGISCHEN BASILIKA UND GRÜNDUNG DES STIFTES.
839 ÜBERFÜHRUNG DER HL: FELIZITAS FELICISSIMUS UND AGAPITUS VON ROM NACH VREDEN.
1024 BAUBEGINN DER STIFTSKIRCHE
EINZUG KAISER KONRADS IN VREDEN
1220 BEGINN DER ROMANISCHEN KIRCHE.
1252 FESTUNGSRECHT AN VREDEN DURCH KONRAD VON HOCHSTADEN
DAS WAPPEN VON VREDEN MIT DEN APOSTELFÜRSTEN PETRUS UND Paulus.
BEITRITT VREDENS ZUM RHEINISCHEN STÄDTEBUND.
1327 ZERSTÖRUNG DER ALTSTADT VON VREDEN DURCH REINGOLD VON GELDERN.
1591 UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG DER GENERALSTAATEN.
ENTSTEHUNG DER GRENZE BEGINN DES NIEDERGANGS DER STADT.
1811 STADTBRAND
1857 2.GROSSER STADTBRAND.
In der Zeitschrift "Westfalenspiegel" von 1954 wird die Bürgermeisterkette von Vreden ausführlich beschrieben, "so deshalb, weil sie in vorbildlicher Weise repräsentiert, was wir das Symbol eines Stadtgefühls nannten."
Der Bürgermeisterstab ist bedeutend älter. Er besteht aus Holz und Silber. "An der Spitze tragt es die Figuren der Apostelfürsten Petrus und Paulus, die die Stadtpatrone Vredens sind. Zu Füßen des hl. Petrus das Vredener Stadtwappen mit dem Kölner Kreuz und dem Münsterer Balken, aus auf die historischen Beziehungen zu Köln und Münster verweist. Der Stab trägt die Inschrift "A.D. 1579" Seine Länge beträgt 76 cm."
(aus Bd. 50 Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde, Vreden an der Jahrtausendwende, Landschaft und Geschichte von Dr. Hermann Terhalle)
Die Bürgermeister, Stadtdirektoren und Erster Beigeordnete der Stadt Vreden ab 1945
Am 16.04.1945 trat Dr. Bernhard Bisping als erster Bürgermeister nach dem 2. Weltkrieg sein Amt an. Viele weitere folgten ihm. Anbei ein Überblick über die Bürgermeister, Stadtdirektoren und Erstern Beigeordndete mit den Stellvertretern.
Ehrungen der Stadt Vreden
Ehrungen mit der Felicitas-Medaille
Die Felicitas-Medaille wird für besondere Dienste und vorbildlichen Einsatz zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Vreden verliehen. Geehrt werden können Vredener Bürgerinnen und Bürger für ihren besonderen Einsatz für das soziale, kulturelle oder ökologische Zusammenleben in der Stadt Vreden. Geehrt werden können ausnahmsweise auch Gruppen und Vereine.
Ehrung für verschiedene soziale Tätigkeiten für die evangelische Kirche, die Litauenhilfe und Einsatz für den Reitsport in Vreden, für einen lebenslänglichen ehrenamtlichen Einsatz“
Verliehen 16.01.2000
Engagement im KAB-Arbeitskreis „Tschernobyl – Kinder in Not“.
Verliehen im Rahmen der Auftaktgala zum 750jährigen Stadtjubiläum am 12.07.2002
Sie habe „jahrzehntelang im Stillen ihren Dienst getan“. Sie war circa 30 Jahre ehrenamtlich für Migrantinnen und Aussiedlerinnen im Einsatz und hat ihnen geholfen, im Alltag in Deutschland besser zurechtzukommen. Bei den verschiedenen Angeboten des SKF war sie seit langen Jahren tätig.
Verliehen beim Neujahrsempfang am 20.01.2008
Ehrenamtlich engagierte er sich als Gewässerwart und besonders im sportlichen Bereich, als Tennistrainer, Schiedsrichter und Trainer der jugendlichen Leichtathleten.
Nach seiner Pensionierung arbeitete Herr Quill ehrenamtlich wochentags in der Gärtnerei des St. Antoniusheimes mit etwa 15 Bewohnern der Einrichtung zusammen.
Verleihung am 20.01.2013 (Neujahrsempfang)
Einsatz für den Fairen Handel und für die Menschenrechte ein, vor allem durch den Aufbau des Fairen Handels in Vreden, die Arbeit im Eine-Welt-Kreis und dem Eine-Weltladen und die Durchführung von Aktionen und Organisation von Ausstellungen, die über die Arbeitsbedingungen in der „Dritten Welt“ informieren.“
Verleihung am 18.01.2015 (Neujahrsempfang)
Herr Elsing hat diese Auszeichnung für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement zum Aufbau der Kontaktbörse für Ehrenamtliche und zur vereinsübergreifenden Seniorenarbeit erhalten.
Verleihung am 15.01.2017 (Neujahrsempfang)
Frau Funke hat diese Auszeichnung für ihre besonderen, langjährigen und ehrenamtlichen Leistungen für Menschen mit Behinderung in Vreden erhalten.
Ehrung von Ehrenbürger
Von der Stadt Vreden bzw. der Gemeinde Ammeloe wurden bislang 6 Ehrenbürger ernannt.
1906 Pfarrer Anton Tappehorn
1928 Pankratius Augustinus Franz Huesker
1956 Dr. jur. Bernhard Bisping
1958 Carl Heinrich Wilhelm Hecking
1986 Prälat Dr. h.c. Wilhelm Wissing
2023 Dr. Hermann Terhalle
Diese Ehrenbürger hatten sich in besonderer Weise um die Stadt Vreden bzw. die Gemeinde Ammeloe verdient gemacht. Zuletzt ist am 8. Januar 2023 Dr. Hermann Terhalle für sein vielfältiges und umfangreiches Engagement mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet worden. Im Rahmen des Neujahrsempfangs konnte er sich zudem ins Goldene Buch der Stadt Vreden eintragen. Im Ratssaal des Rathauses sind Bilder dieser Vredener Persönlichkeiten zu sehen.
Ehrungen von langjährigen Ratsmitgliedern
Langjährigen Ratsmitgliedern kann gemäß der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein Westfalen nach ihrem Ausscheiden eine Ehrenbezeichnung verliehen werden. Der Rat der Stadt Vreden hat Richtlinien für die Verleihung der Ehrenbezeichnungen „Ehrenratsherr / Ehrenratsfrau“ beschlossen. Neben Ehrenratsherren und Ehrenratsfrauen wurden bislang auch Ehrenbezeichnungen für einen Altbürgermeister und zwei Ehrenbürgermeister verliehen.
Ehrungen im sportlichen und kulturellen Bereich
Für Ehrungen im sportlichen und kulturellen Bereich gelten die Richtlinien über Ehrungen für hervorragende Leistungen im Bereich Sport oder Kultur. Als hervorragende Leistung gelten Leistungen, die unter Berücksichtigung von Wettbewerb und Alter überregionale Bedeutung haben. Über die Ehrung beschließt der Rat auf Vorschlag des zuständigen Ausschusses. Die Bürgerinnen und Bürger können dem Ausschuss Vorschläge unterbreiten.
Rechtliche Grundlagen
§ 34 der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen
Richtlinien für die Ehrung und Auszeichnung von Personen und Personengruppen für bürgerschaftliches Engagement (Felicitas-Medaille),
Richtlinien für die Verleihung der Ehrenbezeichnungen „Ehrenratsherr / Ehrenratsfrau“
Richtlinien der Stadt Vreden über Ehrungen für hervorragende Leistungen im Bereich Sport oder Kultur
Das Goldene Buch der Stadt Vreden
In das Goldene Buch der Stadt Vreden tragen sich die Ehrengäste während eines Besuchs, eines Empfangs, einer besonderen Veranstaltung o.ä. ein.
Das erste Goldene Buch der Stadt beginnt mit einem Eintrag vom 11. Juli 1952. Die Stadt Vreden hat in diesem Jahr das dreifache Jubiläum „1150 Jahre Kirche – 900 Jahre Stadt – 700 Jahre Festung“ gefeiert. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde am 11.Juli 1952 „das neue Rathaus in der Festsitzung des Rates der Stadt eingeweiht.“
Das Festprogramm und die teilnehmenden Gäste sind aufgeführt. Zudem wurde festgehalten, dass die Bürgermeisterkette übergeben wurde: „Fräulein Hannelore Niessing übergab als Geschenk der an der Sitzung teilnehmenden Familie Niessing die von ihr angefertigte Bürgermeisteramtskette, …“
Einträge von verdienten Sportlern, Ehrungen anlässlich von Priesterjubiläen, von Eheleuten, die die Eiserne Hochzeit feiern konnten und von verschiedensten Besuchen und Empfängen sind in dem großen Buch verewigt.
Das erste Goldene Buch endet mit einem Eintrag anlässlich des Besuches einer russischen Expertendelegation am 29. Oktober 1991.
Das zweite Goldene Buch beinhaltet die Einträge vom 21. November 1991 bis zum 09. Juni 2021. Der erste Eintrag war vom Sekretär der Arabischen Botschaft Syrien in Bonn, der sich über die „nette und herzliche Begegnung in Ihrer schönen Stadt und den freundlichen Empfang …“ bedankt hat.
Felicitas-Medaillen-Träger, Ehrenratsfrauen und Ehrenratsherren, Geehrte in den Bereichen Sport und Kultur und verschiedenste Gäste der Stadt Vreden haben sich im Goldenen Buch verewigt. So hat sich zum Beispiel der damalige Bürgermeister von Elsterwerda Herr Schwarz anlässlich seines ersten Besuches in Vreden am 21. April 1994 eingetragen.
Vom 09. Juni 2021 ist der letzte Eintrag ins zweite Goldene Buch der Stadt Vreden, anlässlich der Überreichung des Förderbescheids zur Städtebauförderung für den JugendCampus trug sich Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes NRW ein.
Seit Juli 2021 besitzt die Stadt Vreden ihr drittes Goldenes Buch. Als erste geehrte Person trug sich Michael Wensing für hervorragende Leistungen im Bereich des Sports ein.